In der Nacht zum 14. Juni ist Joe – Michael Kaiser – gestorben, unser ehemaliger Stammes- und Jungenschaftsführer.
1972 kam Joe zur Sippe Gustav Adolf in Gonzenheim. Er erlebte seine pfadfinderische Sozialisation in der Heliandpfadfinderschaft alter Prägung – womöglich erwachte hier seine Liebe zu Struktur und Organisation, die ihn Hochseilgärten errichten ließ und uns allen detailliert vorbereitete Zeltlager bescherte.
Als ich ihn kennenlernte, war er gerade Stammesführer unseres Stammes V geworden. Unter seiner Führung wurde aus dem Stamm V der Stamm Schwarzer Adler, und als die Heliandpfadfinderschaft sich von uns trennte, wurde Joe an Himmelfahrt 1984 zum Jungenschaftsführer des entstehenden Pfadfinderbunds Kreuzfahrer gewählt. Da wir damals noch kein Bundesführeramt hatten, war er der wichtigste Führer und prägte die Ausformung unseres Bundes wesentlich mit.
Am Bußtagsthing 1986 trat Joe vom Amt des Jungenschaftsführers zurück, nachdem das Thing entschieden hatte, ihn und Pivo (Ralph Jahnke) zu gleichberechtigten Jungenschaftsführern zu wählen. Joe blieb noch viele Jahre im Stamm Gustav Adolf als Meutenführer aktiv. Zudem wurde er Vorsitzender unseres Trägervereins, der Kreuzbundgilde. Dieses Amt bekleidete er bis 2012 und trug seinen Teil dazu bei, die Wilhelmshöhe als unser Bundeszentrum zu erwerben.
Im Sommer 2012 verließ er die Kreuzbundgilde und den Pfadfinderbund. Ausschlaggebend dafür war die Trennung vom Stamm Franz von Assisi, den jetzigen Taunus-Pfadfindern.
30 Jahre habe ich mit Joe in unserem Bund verbracht (die Spätphase in der Heliandpfadfinderschaft mitgezählt). Ich habe von ihm gelernt, wie man wirklich gute Lager macht, dass es dafür ein ganz anderes Herangehen braucht als für das Fahrtenleben, das unseren Bund hauptsächlich prägt. Ich habe großen Spaß mit ihm gehabt – im Vorbereitungsteam der Bundeslager 2000, 2002 und 2005. Der Tag im Hochseilgarten unter seiner Anleitung bleibt unvergesslich schön. Unsere gemeinsame Zeit im Vorstand der Kreuzbundgilde war von gegenseitigem Respekt trotz nicht immer zusammenpassender Ansichten geprägt – und so behalte ich ihn in Erinnerung: als eine starke Persönlichkeit, als jemanden, der immer seinen Weg ging – und der den Weg unseres Bund begleitete, bis es seine Überzeugungen nicht mehr zuließen. Das habe ich stets verstanden und respektiert.
In stiller Gewissheit, dass Gott Joe in sein Reich aufgenommen hat, möchte ich diesen Nachruf mit dem Bibelvers „Freut euch, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind“ (Lukas 10, 20b) beschließen. Meine Gedanken und Gebete sind bei seiner Familie.
Wolfram Jäger, Kreuzfahrerältester
für den Pfadfinderbund Kreuzfahrer.
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